Das Jesuskind in der Krippe hat den biblischen Angaben zufolge zu seiner Geburt von den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland nur das Beste vom Besten bekommen: Gold, Myrrhe und Weihrauch. Denn bereits in der Antike wusste man, dass Weihrauch ein Mittel mit positiver Wirkung für die Gesundheit ist.
Im alten Ägypten verwendete man Weihrauch-Harz zur Mumifizierung von reichen Persönlichkeiten, und setzte ihn als entzündungshemmendes Räuchermittel ein. Dort nannte man den Weihrauch-Harz auch den „Schweiß der Götter“. Die frühen Christen verwendeten Weihrauch zunächst bei Begräbnissen, später nahmen sie ihn als Räucherwerk in den Gottesdienst mit auf. Der Rauch soll die Gegenwart Gottes symbolisieren.
Auch als Heilmittel war Weihrauch bereits in der Antike sehr beliebt. Vor dreitausend Jahren kam das kostbare Gut über die Weihrauchstraße aus Äthiopien, Somalia und Indien nach Ägypten, Mesopotamien und in das römische Imperium. Er wurde als Heilmittel gegen entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, Neurodermitis, Psoriasis, Asthma und chronische Darmerkrankungen eingesetzt. Der griechische Arzt Hippokrates verwendete ihn bei Verdauungsproblemen und bei Krankheiten der Atemwege. Hildegard von Bingen gebrauchte Weihrauch im Mittelalter bei Tinnitus und Schwerhörigkeit. Doch durch die Entwicklung der entzündungshemmenden, chemischen Arzneistoffe in den Klassen der Antiphlogistika und Kortikoide gelangte der Weihrauch als Heilmittel weitgehend in Vergessenheit.
Aktive Weihrauchforschung heute
Erst zu Beginn der 1990-er wurde die Weihrauchforschung durch den Tübinger Pharmakologen Professor H.P.T. Ammon wieder aufgenommen. Apotheker Winfried Ertelt aus Bisingen verfolgte von Beginn an diese neuen Forschungsarbeiten. Professor Ammon hatte erforscht, dass insbesondere zwei Boswelliasäuren des Weihrauchharzes entzündungshemmend bei Asthma, chronisch entzündlichen Darm- und Hauterkrankungen und Rheuma wirken. Winfried Ertelt war fasziniert. Schon zu seiner Studienzeit ging er begeistert den Urkompetenzen des Apothekers nach, zu denen die Arzneimittelentwicklung und -herstellung zählt, und für die viele Apotheker heutzutage kaum mehr Zeit haben. In seinem Apothekenlabor entwickelte er einen speziellen Weihrauch-Extrakt, den er in eine Rezeptur gegen Arthrose und Neurodermitis einarbeitete. Die Zufriedenheit seiner Kunden, die seine Weihrauch-Salbe alternativ oder zusätzlich zu Diclofenac und Cortison anwenden, veranlasste Apotheker Ertelt, Kontakt zu dem Pharmakologen Professor H.P.T. Ammon in Tübingen aufzunehmen, weil er genau wissen wollte, welche Wirkstoffe und Wirkmechanismen im Weihrauch-Extrakt zu finden sind.
Da in den gemeinsamen Gesprächen die universitäre Forschung großes Interesse an diesem Extrakt und die dermale Weihrauch-Anwendung zeigte, gründeten Winfried und Johannes Ertelt 2005 die Firma AureliaSan in Tübingen. Ziel ist, Inhaltsstoffe, neue Extraktionsmethoden, Analytik und neue Wirkmechanismen des Weihrauches zu erforschen. Zwei Jahre später konnten nun auch die Apothekerkollegen die Weihrauch-Produkte für Haut und Gelenke ihren Kunden anbieten.
AureliaSan erhielt 2008 eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und arbeitet seitdem mit der Forschungsgruppe von Professor Oliver Werz in Jena und Professor Johann Jauch in Saarbrücken eng zusammen. Beide Forscher zählen zu den führenden Weihrauchforschungsgruppen weltweit.
Die Natur gibt die Antwort
Der Pharmazeut Professor Oliver Werz setzte einen weiteren Meilenstein in der Weihrauchforschung. Mit dem sogenannten Target-fishing erforschte er, welche Enzyme sich daran binden, in dem er Boswelliasäuren an eine Art Angel hängte. Er stellte fest, dass neben den zwei bekannten Boswelliasäuren noch weitere, bisher weniger beachtete, Boswelliasäuren und andere Verbindungen – insbesondere die Tirucallensäuren – für die Hemmung der Enzyme verantwortlich sind. Diese Wirksysteme sind für entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, Hauterkrankungen und Krebs mit verantwortlich. Weltweit suchen die Pharmakonzerne synthetische Hemmstoffe gegen diese Erkrankungen. Die Natur hat die Antwort darauf: Weihrauch-Extrakt als standardisiertes Produkt könnte die zukünftige Lösung sein.