Berlin/Bonn, 13. Oktober 2010. Die Scopis GmbH, eine Ausgründung aus der Fraunhofer-Gesellschaft und der Charité-Universitätsmedizin Berlin, schließt erfolgreich eine Start-up-Finanzierungsrunde mit dem High-Tech Gründerfonds ab.
Am Anfang stand die Idee, die Arbeitsabläufe von Chirurgen zu optimieren: Durch die Innovation der 2010 gegründeten Scopis GmbH lassen sich bei Operationen nun sowohl die klinischen Komplikationen reduzieren als auch die Kosten minimieren. Dahinter steckt das weltweit erste Messsystem, das eine präzise endoskopische Vermessung in der minimal invasiven Chirurgie ermöglicht. Die eigens entwickelten endoskopischen Messaufsätze sind an alle konventionellen Endoskope arretierbar und ermöglichen erstmals eine präzise 3-D-Vermessung von anatomischen Strukturen im Körper. Bereits seit der Vorbereitung der Unternehmensgründung wird Scopis von Fraunhofer Venture unterstützt. Nun stellt der High-Tech Gründerfonds dem aufstrebenden Start-up Kapital zur Verfügung.
Die Idee zur Entwicklung modular messender Endoskope entstand direkt im Operationssaal. Bartosz Kosmecki, einem der Gründer der Scopis GmbH, fiel auf, dass es keine Endoskope zur genauen Vermessung des Operationsgebietes gab. Ein solches Hilfsmittel würde die Arbeit des Chirurgen enorm erleichtern, war sich Kosmecki sicher. Die Entwicklung von der Idee zum Prototypen sowie die Ausgründungsvorbereitungen wurden an dem von der Fraunhofer-Gesellschaft und der Charité-Universitätsmedizin Berlin gemeinsam betriebenen Berliner Zentrum für Mechatronische Medizintechnik unter Leitung von Prof. Dr. Erwin Keeve realisiert.
Im Juli 2010 gründete Bartosz Kosmecki zusammen mit Andreas Reutter und der Fraunhofer Gesellschaft die Scopis GmbH zur Entwicklung und Vermarktung von Messsystemen für unterschiedliche medizinische Anwendungsgebiete der minimal invasiven Chirurgie. In verschiedenen klinischen Anwendungsbereichen lassen sich durch solche Messsysteme angesichts der verkürzten Operationsdauer Zeit- und Kosteneinsparungen erzielen, klinische Komplikationen reduzieren, Eingriffe vollständig dokumentieren und bessere postoperative Ergebnisse herbeiführen.
Ein Beispiel aus der Produktreihe ist »ORION ENT«, ein Messsystem für die HNOChirurgie, das eine optimierte klinische Navigation in der Nasennebenhöhlenchirurgie ermöglicht. Es besteht aus einem Rechner und einer Software zur Lasernavigation. Dabei sind eine optische Kamera und der eigens entwickelte Aufsatz für konventionelle Endoskope angeschlossen. Die Integration des Messsystems erfolgt durch den Arzt, der den Messaufsatz einfach an das vorhandene Endoskop arretiert. Dieser projiziert einen Laserpunkt auf das Gewebe, mit dem der Arzt anatomische Strukturen punktweise vermessen kann. Zu jedem projizierten Laserpunkt ermittelt ORION ENT die präzisen Raumkoordinaten der markierten Strukturen.
Ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal des Systems von Scopis ist die Kompatibilität der Aufsätze mit jedem konventionellen Endoskop. »Die Messsysteme der Scopis GmbH grenzen sich von schon bestehenden Technologien außerdem dadurch ab, dass die Messung berührungslos direkt am Objekt mit einer Genauigkeit von Zehntelmillimetern erfolgt«, erklären Kay Balster, Investmentmanager des High-Tech Gründerfonds, und Matthias Keckl von Fraunhofer Venture gemeinsam. Zusammen mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin ermöglichte die Fraunhofer Gesellschaft der Scopis die Lizenzierung von Schutzrechten und ist heute am Unternehmen beteiligt. Nun kann mit dem Investment des High-Tech Gründerfonds die Fertigstellung, Zulassung sowie der Markteintritt der ersten Produkte bereits im 2. Quartal 2011 erfolgen.
Aktuell erschließt Scopis verschiedene neue Anwendungsgebiete. Basierend auf der entwickelten Technologie wird das Start-up mit weiteren Produktinnovationen sukzessive alle endoskopisch relevanten Körperregionen des Menschen abdecken. Zudem kommen weitere Bereiche der starren Endoskopie hinzu, wie die Arthroskopie der Gelenke und die Laparoskopie.