Gesundheit, Umwelt, Mobilität – für die zentralen Herausforderungen der Gegenwart sind intelligente und nachhaltige Lösungen gefragt. Den Schlüssel hierzu liefern Innovationen aus der Mikrotechnologie: Winzige Teile fügen sich nach dem Vorbild der Natur zu Systemen, die z. B. für präzisere Therapien, ressourcenschonende Energieeffizienz oder umweltfreundlichere Autos sorgen. Mit dem Spitzencluster MicroTEC Südwest, das seine Aktivitäten am 15. Oktober im Beisein von Forschungsministerin Annette Schavan in Stuttgart vorstellt, ist Baden-Württemberg auf dem Weg zur internationalen Spitze im Bereich der Mikrosystemtechnik.
Im Januar dieses Jahres hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) MicroTEC Südwest nach einem mehrstufigen Wettbewerb in die Reihe der Spitzencluster aufgenommen. Seitdem hat sich viel getan: Alle geplanten Entwicklungsvorhaben sind beantragt, die ersten Leuchtturmprojekte bewilligt. So konnten Forschungsprojekte der MicroTEC Südwest mit einem Gesamtvolumen von über 16 Millionen Euro bereits an den Start gehen.
Bei der Kick-off-Veranstaltung am 15. Oktober 2010 in Stuttgart wird Ministerin Annette Schavan also nicht nur den symbolischen Startschuss zum Ausbau des Spitzenclusters geben, den das Clustermanagement Mikrosystemtechnik Baden-Württemberg e.V. (MST BW) mit großem Engagement vorantreibt. Die Veranstaltung, bei welcher der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister über die Innovationspolitik des Landes sprechen wird und zu der sich bereits über 250 Teilnehmer angemeldet haben, wird außerdem den Status quo der Projekte zeigen und die laufenden Aktivitäten transparent machen. Dazu zählen die erreichten Etappenziele ebenso wie die nächsten gemeinsamen Schritte der Projektpartner. Abgerundet werden die Vorträge durch eine Präsentation der Leitprojekte in einer begleitenden Ausstellung.
„Die Mikrosystemtechnik begegnet uns in Anwendungsbereichen wie Automotive, Medizintechnik oder Maschinenbau und sorgt hier für zukunftsweisende Neuerungen“, sagt Peter Jeuk, Geschäftsführer von MST BW. „Gerade diese Branchen sind es auch, die sich durch eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit auszeichnen, sodass sich das Spitzencluster zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor für die Region ausgebildet hat.“ So entwickelt eine Gruppe unter Federführung der Roche Diagnostics GmbH, Mannheim, mikrotechnische Bausteine und Herstellungsverfahren für In-vitro-Diagnosegeräte. Diese sorgen für eine schnelle und einfache Analyse des Gesundheitszustands eines Patienten zum Beispiel in der Arztpraxis, am Unfallort oder am Krankenhausbett, was zeitaufwendige Laboruntersuchungen vermeidet.
Ein zweiter Verbund mit der Stuttgarter Robert Bosch GmbH an der Spitze treibt die Entwicklung und Fertigung neuartiger Mikrosensoren für Fahrzeuge und industrielle Anwendungsfelder voran. Sie sollen zum Beispiel in Nachtsichtsystemen für Fahrzeuge zum Einsatz kommen, die Lebewesen anhand der Körperwärme auch außerhalb des Scheinwerferlichts erkennen und so Unfällen vorbeugen. Andere Mikrosensoren prüfen die Abgase, die der Rußpartikelfilter entlässt und stellen auf diese Weise fest, ob dieser noch einwandfrei arbeitet. Weitere Innovations- und Kooperationspartner von MST BW widmen sich der Verbesserung von Ausbildung, Know-how und Kooperationsprozessen in der Mikrosystemtechnik.
Die Mikrosystemtechnik ist eine Querschnittstechnologie, die in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen von herausragender Bedeutung sind. Durch den Aufschwung der Mikrotechnologien sollen bis 2020 im Cluster mehr als 62.000 neue Arbeitsplätze und Dutzende neuer Hightech-Firmen entstehen. Eine 2009 erstellte Marktstudie der Prognos AG untermauert dieses Ziel. Die Unternehmen im Cluster wollen ihren Umsatz mit Mikrotechnologien bis 2020 auf 48 Milliarden Euro verdreifachen.