Eine neue, auf Start-ups zugeschnittene Rechtsform für standardisierte, schnellere Investitionsprozesse, gleiche Wettbewerbsbedingungen und ein EU-weit einheitliches Ökosystem statt heterogener nationalstaatlicher Bürokratie – das fordert die EU Inc-Initiative (https://www.eu-inc.org/). Die derzeit laufende Petition soll der EU-Kommission am 1. Dezember vorgelegt werden. Dazu ein Kommentar von Dr. Mark Mattingley-Scott, Europachef und CRO von Quantum Brilliance, einem deutsch-australischen Hersteller von Quantencomputing-Hardware mit Europazentrale in Stuttgart:
„Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: 2035 sitzt der weltweit führende Anbieter für Quantencomputing nicht etwa im Silicon Valley, sondern in Deutschland, mit verteilten Entwicklerteams quer durch die Europäische Union. Was heute utopisch klingt, könnte in ein paar Jahren Realität sein – wenn die EU jetzt die Weichen richtig stellt. Europa ist für Tech-Start-ups gleich aus mehreren Gründen ein attraktiver Standort: top ausgebildete Fachkräfte, ein mächtiger Wirtschaftsraum, eine Vielfalt an Kulturen sowie Perspektiven – und verschiedene Fördertöpfe für die Entwicklung neuer Technologien.
Allerdings: Diese institutionelle Unterstützung für Neugründungen konzentriert sich in erster Linie auf die Früh- oder die Spätphase, das heißt, Start-ups bekommen zügig Starthilfe oder werden dann gefördert, wenn sie bereits mehr oder weniger etabliert sind. Jedoch fehlt die Unterstützung in der Zwischenzeit, in der Wachstumsphase. Dabei entscheidet gerade dieses Stadium für viele Start-ups über Erfolg oder Misserfolg – und ob sie für ihre innovativen Ideen und Technologien auf dem europäischen Markt eine Zukunft sehen.
Einer der Hauptgründe für diese Förderungslücke ist das Fehlen kohärenter rechtlicher und finanzieller Strukturen, die innerhalb der gesamten EU gelten. Oft spricht die EU mit einer Stimme, wenn es allerdings um einheitliche Steuern, Förderungen und ein harmonisiertes Start-up-Ökosystem geht, verliert der europäische Gedanke sehr schnell an Fahrt und jeder Staat kocht sein eigenes Süppchen. Deswegen ist die aktuelle EU Inc-Initiative so wichtig. Die Etablierung einer einheitlichen, auf die Anforderungen von Start-ups zugeschnittenen Unternehmensstruktur muss ganz oben auf die Agenda der EU-Kommission und der Mitgliedsstaaten stehen. Denn wenn ein solcher rechtsverbindlicher Rahmen existiert, kann die EU alle ihre Stärken als attraktiver Investitionsstandort ausspielen und sicherstellen, dass Unternehmen in zukunftstragenden Branchen wie Quantencomputing, Robotik oder KI in Europa entstehen – und auf Dauer bleiben.“