Eine neue
hochselektive Behandlung, ein Peroxisom-Proliferator-aktivierter
Rezeptor-alpha-Modulator (SPPARM-alpha)-Agonist, könnte nach Ansicht
von mehr als 50 weltweit führenden Experten der International
Atherosclerosis Society (IAS) und der Residual Risk Reduction
Initiative (R3i) das Restrisiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen
bei Hochrisikopatienten erfolgreich eindämmen. Dieses kardiovaskuläre
Restrisiko bleibt trotz richtliniengetreuer Behandlung von
Bluthochdruck sowie hohen Cholesterin- und Glucosewerten bestehen.
Das bislang ungelöste klinische Problem stand im Mittelpunkt des
Joint IAS-R3i Consensus Statement, das am 1. September 2019 in Paris,
Frankreich diskutiert wurde.
Die wichtigste Zielgruppe für die Verringerung des
kardiovaskulären Restrisikos sind Patienten mit atherogener
Fettstoffwechselstörung. Diese weisen hohe Werte
triglycerid(TG)-reichen Lipoproteins und seiner Abbauprodukte bei
zugleich niedrigen Werten von High-Density-Lipoprotein Cholesterin
(HDL-C) auf. Die atherogene Fettstoffwechselstörung ist weit
verbreitet bei Patienten mit Diabetes vom Typ 2 und/oder Übergewicht.
Der IAS-Vorsitzende, Professor Raul Santos, erläutert: „Die
atherogene Fettstoffwechselstörung ist am kardiovaskulären Restrisiko
beteiligt. Die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten sind allerdings aus
Sicherheitsgründen und aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten begrenzt.“
Zur Lösung dieses Problems wählten die Experten den Ansatz der
„Präzisionsmedizin“, wobei sie mehr als 1.300 Substanzen
synthetisierten und prüften, bis sie schließlich einen neuen
Wirkstoff mit SPPARM-alpha-Aktivität identifizierten, Pemafibrat. „Da
Pemafibrat zielgerichtet eine bestimmte Gruppe von Genen aktiviert
beziehungsweise hemmt, besitzt es eine stärkere Wirkung und
Selektivität im Vergleich zu Fibraten, die traditionell als
nicht-selektive PPAR-alpha-Agonisten gelten,“ erklärt der Vorsitzende
der R3i Stiftung, Professor Jean-Charles Fruchart.
In den klinischen Phase-II und III-Studien verbesserte Pemafibrat
alle Marker der atherogenen Fettstoffwechselstörung, wobei die TG um
bis zu 50 % und die Cholesterin-Abbauprodukte – ein kardiovaskulärer
Risikofaktor – um bis zu 80 % gesenkt wurden. Außerdem senkte
Pemafibrat Entzündungsmarker, wie etwa C-reaktives Protein. Besonders
wichtig ist, dass Pemafibrat keinerlei unerwünschte Wirkungen auf
Leber oder Nieren aufwies und auch keinen Anstieg von Serumkreatinin
bewirkte. „Diese Studien zeigen deutlich einen überlegenen Nutzen im
Vergleich zum Risikoprofil für Pemafibrat über Fibraten bei einem
breiten Spektrum von Patienten, einschließlich solcher mit
chronischen Nierenerkrankungen,“ bestätigt Professor Tatsuhiko Kodama
von der Universität Tokio, Japan, einer der federführenden
Wissenschaftler dieser Studien.
In vorklinischen Studien hat Pemafibrat auch die Bildung
atherosklerotischer Läsionen gehemmt. Professor Shizuya Yamashita,
Vorsitzender der Japanischen Atherosklerose Gesellschaft, bemerkt:
„Aufgrund aller uns vorliegenden Daten könnte Pemafibrat einen neuen
Ansatz zur Verringerung des kardiovaskulären Restrisikos bei
Hochrisikopatienten mit atherogener Fettstoffwechselstörung
darstellen, insbesondere bei solchen mit Typ-2-Diabetes.“
Dies ist genau die Fragestellung der PROMINENT-Studie (Pemafibrate
to Reduce cardiovascular OutcoMes by reducing triglycerides IN
diabetic patiENTs). Diese internationale Studie untersucht an 10.000
Hochrisikopatienten mit Typ-2-Diabetes, die bereits mit einem Statin
behandelt werden, ob eine Senkung der TG-reichen Lipoproteine die
Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse verringert. Im Gegensatz zu
früheren Studien mit Fibrat richtet sich PROMINENT speziell an
Patienten mit Typ-2-Diabetes und atherogener Fettstoffwechselstörung,
die begleitend mit der aktuellen Standardtherapie behandelt werden,
einschließlich wirksamer Statinbehandlung. „Die
Wissenschaftlergemeinschaft erwartet die in 4-5 Jahren vorliegenden
Ergebnisse aus PROMINENT mit großer Spannung, um herauszufinden, ob
die Übertragung des SPPARM-alpha Konzepts in den klinischen Alltag
sich positiv auf die kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt,“ erklärt
Professor Peter Libby von der Harvard Medical School & Brigham and
Women“s Hospital, USA.
ÜBER IAS
Die International Atherosclerosis Society (IAS) ist ein
Zusammenschluss wissenschaftlicher Fachgesellschaften aus aller Welt.
Im Zentrum ihrer Aufgabe steht die Förderung des wissenschaftlichen
Verständnisses von Entstehung, Prävention und Behandlung von
Atherosklerose. Die IAS koordiniert den wissenschaftlichen
Informationsaustausch zwischen den Mitgliedergesellschaften, fördert
die Erforschung der Entstehung von Atherosklerose und die Anwendung
dieses Wissens zur Verbesserung der Präventions- und
Behandlungsprogramme für die Erkrankung.
ÜBER R3i
Die R3i (Residual Risk Reduction Initiative) ist eine weltweit
tätige, universitäre, multidisziplinäre, gemeinnützige Organisation.
Ihr wichtigstes Ziel besteht darin, das übermäßig hohe Risiko
kardiovaskulärer und mikrovaskulärer Komplikationen zu senken, das
bei Patienten besteht, die bereits den aktuellen Standards
entsprechend zur Senkung anormal erhöhter Lipidwerte behandelt
werden. R3i bemüht sich, dieses Ziel mithilfe einer innovativen
globalen Initiative von universitärer Forschung, Bildung und
Interessenvertretung zu erreichen.
Verwandte Links
https://www.athero.org/
https://www.r3i.org/
https://cardiab.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12933-019-0864-7
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03071692
Literatur
Fruchart JC. et al. The selective peroxisome
proliferator-activated receptor alpha modulator (SPPARMalpha)
paradigm: conceptual framework and therapeutic potential. A consensus
statement from the IAS and the R3i Foundation. Cardiovasc Diabetology
(2019) 18:71.
Pressekontakt:
info@r3i.org
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