Müssen Jugendliche ohne jegliche Vorbereitung
Pflege- und Unterstützungsaufgaben übernehmen, wirkt sich dies unter
Umständen negativ auf ihre psychische Gesundheit aus. Werden sie in
dieser Übergangsphase ihres Lebens nicht angemessen unterstützt,
gefährdet dies auch ihre Chancen für ihr weiteres Leben. Neben den
Auswirkungen auf individueller Ebene hat die unzureichende
Unterstützung pflegender Jugendlicher langfristige negative Folgen
für die ganze Gesellschaft. Ein europäisches Forschungsprojekt nimmt
sich nun dieser Problematik an.
«Ich trug die Last und sie hatte grosse Auswirkungen auf mich –
ich hatte Selbstmordgedanken, ich war depressiv», berichtet Angela im
Rückblick über ihr Leben als «adolescent young carer». Der englische
Fachbegriff bezeichnet Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren, die
regelmässig Angehörige pflegen, unterstützen oder betreuen. Damit
übernehmen sie eine Verantwortung, die normalerweise mit Erwachsenen
in Verbindung gebracht wird. Im Vereinigten Königreich machen
pflegende Kinder und Jugendliche schätzungsweise rund 8 Prozent der
Bevölkerung im Alter von 11 bis 18 Jahren aus.
Ein europäisches Konsortium, bestehend aus renommierten
Universitäten, Forschungsinstituten und sozialen Organisationen,
startet nun ein ehrgeiziges Forschungs- und Innovationsprojekt.
Dieses wird von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon
2020-Programms finanziert.
Ziel des Projekts Me-We (abgekürzt für Psychosocial support for
promoting mental health and wellbeing among adolescent young carers
in Europe) ist, die psychische Widerstandskraft von pflegenden
Jugendlichen zu stärken, um ihre seelische Gesundheit und ihr
Wohlbefinden positiv zu beeinflussen.
Das Me-We-Projekt will den Status quo hinterfragen: In den
nächsten 39 Monaten werden die zehn Partner – darunter auch Careum
Forschung, das Forschungsinstitut der Kalaidos Fachhochschule
Gesundheit – wissenschaftliche Erkenntnisse über pflegende
Jugendliche zusammentragen. Die existierenden wirksamen politischen
Rahmenbedingungen und bewährten Umsetzungsverfahren dienen als
Grundlage für innovative Primärpräventionsmassnahmen. Diese werden in
sechs Ländern (Schweden, Slowenien, Italien, Niederlande, Schweiz und
UK) angepasst und getestet.
Das Me-We-Projekt verfolgt einen multidisziplinären und
Co-Design-Ansatz: Die Forscher tauschen sich direkt mit pflegenden
Jugendlichen aus und beziehen diese in alle Phasen des Projekts mit
ein – zusammen mit den wichtigsten Stakeholdern, bestehend aus
Bildungs-, Sozial- und Pflegefachleuten und Vertretern von Jugend-
und Betreuungsorganisationen.
Das Ziel des Me-We-Projekts ist es, sicherzustellen, dass
pflegende Jugendliche über eine gute psychische Gesundheit verfügen.
Denn dies wird zunehmend als wichtige Antriebskraft für
wirtschaftliches Wachstum und soziale Entwicklung in Europa
angesehen.
Projektpartner: Linnaeus University (Schweden), Eurocarers
(Belgien), University of Sussex (UK), Carers Trust (UK), Careum
Forschung (Schweiz), Netherlands Institute for Social Research
(Niederlande), Vilans (Niederlande), National Institute of Health and
Science on Ageing (Italien), Anziani e non solo (Italien), University
of Ljubljana (Slowenien)
Mehr Informationen zum Me-We-Projekt:
www.me-we.eu
Weitere Informationen zu den Aktivitäten über pflegende Kinder und
Jugendliche:
www.careum.ch/youngcarers
www.eurocarers.org/Young-Carers
Pressekontakt:
Kontakt Europa:
Francesca Centola, Eurocarers, Project Coordinator, fc@eurocarers.org
Kontakt Schweiz:
Dr. Carola Fischer, Leitung Kommunikation Careum, Pestalozzistrasse 3, CH-8032 Zürich, T +41 43 222 50 44, carola.fischer@careum.ch, www.careum.ch
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