Denkendorfer Textilforschern gelang es erstmals, feinste Fasern auf der Basis des umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoffes Cellulose als Endlosgarn herzustellen. Mit dieser von der Baden-Württemberg Stiftung finanzierten Erfindung aus dem Institut für Textilchemie und Chemiefasern (ITCF) eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für Faserprodukte. Auf der Hannover Messe 2014 (7. bis 11. April) stellt TLB gemeinsam mit der Baden-Württemberg Stiftung eine Spindel mit Endlosfaser aus Cellulose aus. Außerdem werden die Spinndüsen gezeigt, mit denen diese feinen Fasern hergestellt wurden (Halle 2, Stand C17).) Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH betreut den Patentierungs- und Vermarktungsprozess der Erfindung. Als Evaluationspartner und potentielle Lizenznehmer werden Hersteller von Hygieneprodukten, Geweben und Filtern gesucht.
Das in Denkendorf neu entwickelte Direktspinnverfahren bringt Cellulosefasern in einer Feinheit von 0,2 dtex hervor. Es sind die ersten Supermikrofasern, die nicht nur in Form kleiner Bruchstücke, sondern als lange „endlose“ Fasern produziert und auf Spulen aufgewickelt bereitgestellt werden können. Als Endlosgarn vorliegend, lassen sich diese superfeinen Fasern dann über Web- und Stricktechnologien direkt und vielfältig weiterverarbeiteten. Aber auch die Bereitstellung als Stapelware und die Verarbeitung zu Vliesen ist möglich.
Die Denkendorfer Supermikrofasern haben im Vergleich zu herkömmlichen Cellulosefasern eine um bis zu zehn Mal größere Faseroberfläche. Dies erklärt die verbesserte Sorptionskraft von aus Supermikrofasern hergestellten Materialien. Web- und Strickwaren aus diesen Cellulosefasern zeichnen sich durch winzige Fadenzwischenräume aus, die bisher noch nicht herstellbar waren. Diese neue Gewebequalität könnte für Spezialanwendungen im Bereich der Filter sowie Pflege- und Medizinprodukte interessant sein und zu neuen innovativen Produkten mit verbesserter Saugkraft und Wärmeisolation führen
Im aktuell laufenden Projekt am Denkendorfer Textilinstitut werden im kleintechnischen Maßstab verschiedene Cellulosefasertypen hergestellt, die als Testmaterial für Evaluationsversuche zur Verfügung gestellt werden können. Die Baden-Württemberg-Stiftung unterstützt diesen Evaluationsprozess.
„Unsere Hoffnung und Vision ist, dass nicht nur bestehende Produkte verbessert werden können, sondern auch ganz neue Produkte entstehen. Wir suchen Unternehmen aus den Bereichen Textil-, Filter- und Medizintechnik, die Testmaterial beziehen und im Hinblick auf eigene Anwendungen evaluieren wollen“, so Dr. Iris Kräuter, die als Innovationsmanagerin das Patentmanagement und die Verwertung der Erfindung bei TLB leitet.
Das ICTF steht mit seinem Know-how und seiner Expertise evaluierenden Unternehmen als Forschungs- und Entwicklungspartner für konkrete Anwendungen unterstützend zur Seite. TLB agiert als Experte für Patentierung und Verwertung von Erfindungen im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung, die die Rechte an der Erfindung hält. Die Stiftung hat in die Forschung und Entwicklung der Cellulosefaser investiert und unterstützt nun auch die Evaluierung und Verwertung.