Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie
(BPI) fordert die Bundesregierung dazu auf, den Wahlversprechen der
Parteien Taten folgen zu lassen und Forschung und Entwicklung (F&E)
in der Industrie endlich steuerlich zu fördern. Dass dies nicht
längst der Fall ist, kritisiert auch die Expertenkommission für
Forschung und Innovation (EFI), die gestern ihr Jahresgutachten
vorgelegt hat. „Wenn wir den Innovationsstandort Deutschland
nachhaltig stärken wollen, führt kein Weg an der steuerlichen
F&E-Förderung vorbei. Sie ist eine Investition in die Zukunft: Denn
sie führt zu neuen Produkten, die zu Umsätzen, Arbeitsplätzen und
Steuereinnahmen führen“, betont Dr. Norbert Gerbsch, der
stellvertretende BPI-Hauptgeschäftsführer. „Die staatliche
Projektförderung allein reicht nicht aus, zudem greift sie meines
Erachtens oft zu kurz. Nicht ohne Grund ist der staatliche Anteil an
F&E z. B. im Pharmabereich sehr gering. Deshalb brauchen wir
branchenspezifischere Förderprogramme, die nicht an den Anforderungen
an die Medikamentenhersteller vorbeigehen. Darüber hinaus müssen auch
die steuerlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital verbessert
werden. Davon profitieren insbesondere kleinere und mittlere
Biotech-Firmen als Schmieden innovativer Wirkstoffe“, so Dr. Gerbsch.
Das EFI-Gutachten zeigt einmal mehr die Bedeutung der
pharmazeutischen Industrie für den Innovationsstandort Deutschland:
Sie führt mit rund 13 Prozent Forschungsausgaben am Umsatz die Liste
der innovativsten Branchen an. Dabei trägt die Pharmaindustrie rund
98 Prozent der F&E-Ausgaben selbst, der Staat unterstützt zusätzlich
0,4 Prozent der F&E-Investitionen. Zum Vergleich: Die
Metallerzeugungswirtschaft erhält hier aktuell mehr als 7 Prozent
staatlicher Unterstützung. Vor allem aber ist die stark
mittelständisch geprägte pharmazeutische Industrie in Deutschland auf
klare und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen angewiesen. „Im
Falle der Medikamentenentwicklung sind viele F&E-Projekte aufgrund
extrem aufwendiger Regularien im Zuge des Zulassungs- und
Erstattungsprozesses nicht bis zur Marktreife durchführbar“, erklärt
Dr. Norbert Gerbsch. Wer durch Gesetze Innovationen im medizinischen
Bereich erschwere und anderseits die Einführung einer steuerlichen
Förderung von F&E nicht einlöse, schade dem gesamten
Wirtschaftsstandort. „Dass die F&E-Investitionen der pharmazeutischen
Industrie in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr leicht
zurückgegangen sind, ist sicher auch eine Begleiterscheinung der
restriktiven Vergütungspolitik für Arzneimittel“, so Dr. Gerbsch
weiter. „Wie sollen Unternehmer ihre Arbeit an Innovationen
intensivieren, wenn sie nicht sicher sein können, dass sich die hohen
Investitionen am Ende auch amortisieren? Das sollte die Politik
bedenken, wenn sie weiterhin auf die bestmögliche Versorgung von
Patientinnen und Patienten mit neuen und verbesserten Medikamenten
setzt.“
Pressekontakt:
Joachim Odenbach, Tel. 030/27909-131, jodenbach@bpi.de