Stiftungsprofessur für „Integrierte Qualitätsgestaltung – Forschung, Entwicklung, Implementierung“ an der JKU Linz ausgeschrieben

An der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz wird ein Institut für „Integrierte Qualitätsgestaltung“ mit interdisziplinärem Ansatz eingerichtet. Es ist die einzige Forschungsstelle dieser Art in ganz Österreich. Sie trägt dem Umstand Rechnung, dass der Faktor Qualität auch in der österreichischen Wirtschaft an Relevanz zunimmt. Quality Austria und das Land Oberösterreich stellen für die ersten fünf Jahre die Finanzierung sicher. Ende Februar wird die Stiftungsprofessur ausgeschrieben. Anfang 2015 soll das Institut seinen Betrieb aufnehmen.

Innovatives OÖ 2020
„Die Produktionsforschung ist mit dem Aktionsfeld “Industrielle Produktionsprozesse“ im neuen strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramm “Innovatives OÖ 2020“ prominent verankert. Damit wir in diesem Stärkefeld erfolgreich bestehen können, brauchen wir breite wissenschaftliche Expertise. Diese Stiftungsprofessur am Standort Linz ist hier ein wichtiger Baustein und wird die “Chain of Innovation“ – also das erfolgreiche Zusammenwirken von Bildung, Forschung und Wirtschaft – in Oberösterreich weiter stärken“, betont Mag.a Doris HUMMER, oö. Landesrätin für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Die Wirtschaft benötigt im Bereich der Integrierten Managementsysteme und des Qualitätsmanagements einen erweiterten Zugang zu innovativen Methoden und qualifizierte Universitätsabsolvent/innen. „Das Land Oberösterreich hat den Prozess zur Einrichtung der Stiftungsprofessur von Anfang an aktiv begleitet und stellt nun einen Förderbetrag von insgesamt max. 500.000 Euro für die fünfjährige Anschubphase zur Verfügung (max. 100.000 Euro pro Jahr)“, so die Landesrätin.

Strategische Partnerschaft mit Quality Austria
Dr. Christian SCHWEIGER, Präsident ÖQS Österreichische Vereinigung zur Förderung von Qualitäts- und Managementsystemen zur Rolle der Quality Austria bestätigt den dringenden Bedarf an Qualitäts-Know-how: „Das Thema „Integrierte Qualitätsgestaltung“ fokussiert darauf, die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen weiter zu stärken. Die Kooperation zwischen der Quality Austria und der JKU kann damit eine starke Hebelwirkung für Qualität und Innovation entwickeln. Diese Anforderung war für uns zentral, deshalb werden wir als strategischer Partner der JKU dieses Projekt in der Anschubphase mit 400.000 Euro pro Jahr finanzieren.“

Durch die Stiftungsprofessur werden wichtige Kompetenzen der JKU sowohl in der Forschung als auch in der Lehre gestärkt: „Stiftungsprofessuren sind sehr wichtig für uns, da sie eine große Unterstützung für den Lehr- und Forschungsbetrieb bieten und das Profil unserer Universität, insbesondere in Bereichen wie der Qualitätsgestaltung, stärken. Wir sind über diese fruchtbare Zusammenarbeit mit der Quality Austria und dem Land Oberösterreich sehr erfreut, da sie unser bestehendes Portfolio hervorragend ergänzt. Sie unterstreicht auch die starke Verbindung zwischen der JKU und der Wirtschaft, die sowohl den Studierenden als auch Wissenschaftern zugutekommt“, erklärt o.Univ.Prof. DI Dr. Richard HAGELAUER, Rektor der JKU.

Auch Dr. Berndt-Thomas KRAFFT, Vize-Präsident ÖQS Österreichische Vereinigung zur Förderung von Qualitäts- und Managementsystemen und Geschäftsführer Fachverband Maschinen und Metallwaren Industrie (FMMI), zeigt sich sehr erfreut über das Zustandekommen dieser Partnerschaft, die die brennenden Forderungen der Wirtschaft trifft: „Trotz all der Erfahrung, die die Quality Austria sich intern durch ihre Arbeit angesammelt hat, muss sie am Puls der Zeit bleiben. Das geht nicht ohne unsere Firmen, aber das geht auch nicht ohne die Academia. Daher war es so wichtig und auch hoch an der Zeit, dass der akademische Schulterschluss stattfindet“, so der Vize-Präsident der ÖQS.

Interdisziplinärer Ansatz für die perfekten Produkte von morgen
Zentraler Forschungsinhalt am Institut für „Integrierte Qualitätsgestaltung“ ist der gesamte Lebenszyklus von Produkten bzw. Dienstleistungen. Ziel ist, die Forschung sowohl auf methodischer Ebene (Integrierte Managementsysteme) als auch im anwendungsbezogenen Bereich über die Umsetzung in Betrieben zu intensivieren. Der Aspekt der Qualität fungiert dabei als Angelpunkt für neue Ideen, Lösungsansätze und Ergebnisse, die die weltweite Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen auch weiterhin sicherstellen werden: „Was wir brauchen, sind neue Ansätze, wie wir auch Gesamtsysteme von der Idee an konsequent unter dem Gesichtspunkt der Qualität betrachten und bewerten können. Nur so kann der Prozess zu einem perfekten Produkt führen. Genau in diesem ganzheitlichen Ansatz sehe ich die große Chance für die Stiftungsprofessur. Integrierte Qualitätsgestaltung bedeutet, interdisziplinär zu arbeiten – die JKU bietet dafür die optimale Plattform“, präzisiert Dr. Peter NEUMANN, Präsident ÖVQ (Österreichische Vereinigung für Qualitätssicherung) und CEO Engel Holding GmbH.

Von Seiten der JKU bestätigt Univ.Prof. Mag. Dr. Johann BACHER, Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der JKU, diesen Ansatz. Die fachliche Ausrichtung der Stiftungsprofessur liegt im Übergangsbereich der Technisch Naturwissenschaftlichen Fakultät (TNF) und der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (SOWI) mit größerer Nähe zur TNF im Bereich der folgenden Forschungsfelder:
+ Umfassende und integrative Gestaltung von Qualitätsmanagementsystemen
+ Entwicklung und Validierung von Methoden der Qualitätsgestaltung über den gesamten Produktlebenszyklus
+ Qualitätsgestaltung und -management für Produkt- und Prozessinnovationen mit Fokus auf frühe Phasen der Produktentwicklung

„Die Professur „Integrierte Qualitätsgestaltung“ bietet die Möglichkeit, dass die beiden beteiligten Fakultäten TNF und SOWI enger zusammenarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit können neue Ideen für Forschung und Anwendungen entstehen, die dem Anspruch einer umfassenden Qualitätssicherung und -gestaltung Rechnung tragen.“

Univ.Prof. Dr. Klaus ZEMAN, Leiter des Instituts für Mechatronische Produktentwicklung und Fertigung an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der JKU, bekräftigt, dass ein zeitgemäßes Verständnis von Qualität bedeutet, dass ein Produkt (Sachgut oder Dienstleistung) die Anforderungen der jeweiligen Interessensgruppen (Stakeholder) erfüllt: „“Qualität“ ist damit Voraussetzung für Innovationen und darf nicht dem Zufall überlassen werden, kann weder „erprüft“ noch verordnet werden, sondern wird in diesem umfassenden Sinn am ehesten durch einen kreativen, integrierten, permanenten Gestaltungsprozess erreicht. Die Stiftungsprofessur für „Integrierte Qualitätsgestaltung“ setzt genau hier an.“

Nutzen für die österreichische Wirtschaft
Die Entwicklung und Anwendung neuer Methoden, die Förderung der Innovation im Produkt- und/oder Prozessdesign sowie die Verbesserung der Prozesse stärken die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft. Neue Erkenntnisse in der integrierten Qualitätsgestaltung werden auch in die Trainings, Audits und Assessments der Quality Austria einfließen und können damit nicht nur bis zu 7.000 Kursteilnehmer pro Jahr und bis zu 2.000 Unternehmen am Heimmarkt Österreich erreichen, sondern damit auch maßgeblich zur Steigerung der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Ausschreibung für die Stiftungsprofessur startet
Das Berufungsverfahren wurde im September offiziell gestartet, die Stelle wird voraussichtlich in der zweiten Februarhälfte öffentlich ausgeschrieben. Die Ausschreibung richtet sich an Personen mit technisch-naturwissenschaftlicher Forschungskompetenz auf einem aktuellen Gebiet der angeführten Forschungsfelder. Die Bewerber/innen werden aufgefordert, mit der Bewerbung einen Vorschlag für ein attraktives, konkretisiertes Forschungs- und Lehrkonzept auf der Basis ihrer Expertise vorzulegen. Daraus soll hervorgehen, wie sie ein eigenständiges Forschungsprogramm im Bereich „Integrierte Qualitätsgestaltung“ entwickeln wollen und wie sie die angeführten Forschungsfelder in einem konkretisierten Rahmen in Forschung, Lehre, Weiterbildung und Drittmittelforschung vertreten wollen.

Hintergrundinformation: Zunehmende Komplexität managen
Weltweit sind laut ISO Survey über 1,1 Millionen Organisationen nach der internationalen Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 zertifiziert, in Österreich sind es ca. 4.500. Darunter fallen Industrie- und Gewerbebetriebe, vom klassischen Kleinunternehmen bis zum Großkonzern, Produktionsbetriebe und zunehmend auch Dienstleistungsbetriebe. Einige hundert Organisationen in Österreich arbeiten nach dem EFQM Business Excellence Modell. Im Mittel gehen 6 bis 7 % des Umsatzes durch Qualitätsmängel am Produkt bzw. an der Dienstleistung verloren.

Seit einigen Jahren zeichnet sich ein Trend in Richtung Integrierte Managementsysteme ab, d.h. in einem Managementsystem Anforderungen aus Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, Risikomanagement, CSR etc. ziel- und prozessorientiert zusammenzuführen. Gesamthafte Betrachtungen über die Supply Chain einerseits sowie im gesamten Produktlebenszyklus andererseits werden immer wichtiger.

Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH bildet im Jahr bis zu 7.000 Personen z.B. zum Systembeauftragten, Systemmanager, Auditor Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, etc. aus und betreut ca. 2.000 Kunden in Österreich als Zertifizierungs- und Begutachtungsstelle.

Quality Austria
Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH (www.qualityaustria.com) ist nationaler Marktführer und Ansprechpartner in den Bereichen der Integrierten Managementsysteme und Branchenstandards betreffend Qualität, Umwelt und Sicherheit. Die Leistungen der Quality Austria reichen von der Aus- und Weiterbildung im Bereich internationaler Managementtrends, der Zertifizierung von Qualitäts- und Managementsystemen bis zur Vergabe des Austria Gütezeichens. Die Prämierung österreichischer Organisationen mit dem Staatspreis Unternehmensqualität erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und der AFQM. Die Zusammenarbeit der Quality Austria mit IQNet, EOQ, EFQM und weiteren internationalen Organisationen sichert die Vermittlung von globalem Know-how und macht das Unternehmen zu einem kompetenten Partner. Weltweit kooperiert Quality Austria mit rund 100 Mitgliederorganisationen. Über 12.000 Organisationen in knapp 50 Ländern profitieren bereits davon. Quality Austria ist ein stabiler Faktor für wertvolle Synergien am Wirtschaftsstandort Österreich.

Bildrechte: JKU/Martin Eder

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